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SPECIALS

FEUERENGEL

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in Istanbul (2008)

Weißwieschmein?

Der erste Gig in 2008 und wo spielen wir? In Istanbul. Klar. Wo denn sonst? Ist ja nicht ungewöhnlich, so `ne Gastspielreise ans andere Ende der Welt. Peanuts.

SO’N BLÖDSINN!!!

Ganz krasser Kram war das! Wir konnten es kaum glauben, dass wir bereits das zweite Mal in Istanbul spielen sollten. 2005 waren wir das erste Mal da. Und jetzt noch mal. Eigentlich sollte das Konzert bereits im November stattfinden, aber irgendwie hatte der Sponsor andere Pläne und so wurde es Januar. Meinetwegen. Apropos Sponsor: Man kann schon fast von Tradition sprechen, denn nach Landskron Pils (Görlitz) und Hasseröder (Schwerin) war es dieses Mal Efes, die größte Brauererei der Türkei, die unser Konzert präsentierte. Cool. Im Gegensatz zum letzten Mal flogen wir nicht am Tag des Konzertes, sondern einen Tag zuvor, so dass wir etwas tiefer in diese wahnsinnige Stadt eintauchen konnten.

FREITAG

Nachdem die Kontrollettis am Hamburger Flughafen unser InEar-Case für eine Bombe hielten und wir diesen Verdacht mit Hilfe unserer fast pünktlich eingetroffenen Soundfrau Sabine Eberhardt („Hier, nehmt mein Mess…, äh, Werkzeug!“) entkräften konnten, quetschten wir uns in diese sauengen Sardinenbüchsen, die von den Fluggesellschaften großspurig „Jets“ genannt werden und in deren Beschissnes Classes dann später Essen („Pasta or fish?“) serviert wird, das man leider nicht essen kann, ohne dass alles runterfällt, da das Tablett auf einem rutschigen Tisch aus Plastik steht und man die Ellenbogen an den Körper anlegen muss. Geht gar nicht.

„Me Nothing You Nothing“ wie Stefan sagen würde, waren wir in Istanbul. Koray, der für das Studio Live, in dem wir spielen sollten, arbeitet, holte uns ab. Vier Autos nebst Fahrern standen Gewehr bei Fuß und einige Minuten später hatten wir jede Menge Deja Vus. Die vollgestopfte Stadtautobahn, der Bosporus, die antiken Wehranlagen, Menschen, die neben der Straße auf dem Grünstreifen grillen, das Aquädukt aus byzantinischer Zeit, das Stadtviertel, in dem es ein Lampengeschäft neben dem anderen gibt und vieles mehr hatten wir noch von 2005 im Kopf.

Irgendwann ging uns auf, dass wir erneut nach Beyouglu fuhren, das Stadtviertel, in dem wir auch vor drei Jahren waren. Am Taksim Square lieferten uns die Fahrer ab und kurz darauf war klar, dass wir uns im absoluten Zentrum dieser von mehr als 10 Millionen Menschen bevölkerten Metropole befanden. In the middle of the middle of… (Hallo Marp!) Irre. Hübsches Hotel mit absurden Comic-Figuren in jeder Ecke, klare Absprachen, alles perfekt organisiert.

Im Gegensatz zu unserem letzten Istanbul-Trip hatten wir nun Zeit, uns ein wenig umzusehen. So verschlug es uns unter anderem in die weltbekannte Istiklal Street, die wahrscheinlich ganz anders heißt, aber Tag und Nacht so dermaßen voll ist, als wäre Samstag vor Weihnachten. Wir haben dann schon mal im Studio Live vorbei geschaut, sind dann aber nicht allzu lange geblieben. Es war Balkan-Nacht. Für unsere Ohren klang die Musik etwas fremd. Sozusagen. Noch schnell Holger von der Tanzfläche gezerrt und weiter ging’s.

Es verschlug uns zum Balans, dem Laden, wo wir 2005 aufgetreten sind und von da aus haben wir sogar das Restaurant gefunden, wo wir uns damals daneben benehmen durften. Nachdem uns der Oberkellner etwa 48 verschiedene Vorspeisen aufschwatzen wollte, entschieden wir uns gegen das Lammhirn am Stück und für Brot und Tsatsiki. Hauptsache Hauptspeise, denn wir hatten Hunger. Hinterher auch noch, denn die zwei Fleischbrocken und drei Pommes waren wohl eher etwas für den hohlen Zahn. Dafür war die Rechnung umso opulenter, auch wenn es oft täuscht, da ein Euro etwa 1,7 türkische Lira (Ja, SO heißt das Zeug!) wert ist, und dementsprechend jede Rechnung überteuert scheint.

Bei Starbucks hatten wir übrigens Spaß daran, zu sehen, was die Angestellten mit unseren Namen angestellt haben und etwas später hatte ein türkischer Gast Mitleid mit dem hungrigen Holger und schenkte ihm seinen Restkuchen. Zum Dank kam der junge Mann mit seinen Freunden auf die Gästeliste und erschien tags drauf dann auch.

Nach unserem Besuch bei dem völlig überteuerten amerikanischen Kaffeepanscher zog es die eine Hälfte der Reisegruppe vor, sich unter den Augen von Donald und Goofy in die Kissen zu kuscheln, während ein anderer Teil noch eine Kneipe aufsuchte.

SAMSTAG

Samstag hatten wir den Tag bis zum Soundcheck für uns und die ReiseReisegruppe teilte sich erneut auf, nachdem der größte Teil im neunten Stock von Dagoberts Geldspeicher frühstückte und dabei einen sensationellen Blick über Istanbul genießen konnte. Der Kapellmeister nebst Gemahlin und Holger bummelte durch die Istiklal Street, einige Musiker nebst Soundfrau machten auf Kultur und eierten durch die Altstadt. Ich war mit Nancy, die fleißig fotografierte, wofür ihr unser Dank auf ewig hinterher schleichen wird, ebenfalls in der Istiklal Street. Eines unserer Ziele: Döner essen. Die Erkenntnis: Schmeckt genauso wie in Deutschland… (Der Kapellmeister fand’s furchtbar und musste sich daheim erstmal einen Döner holen, um den – wie er sagt – ekligen Geschmack wieder loszuwerden.)

Nebenbei stolperte ich in einen winzigen Gitarrenladen, der mit Gitarren unseres Partners ESP vollgestopft war. Faszinierend. In Deutschland habe ich diese Auswahl noch nirgends gesehen. Nancy war wohl ganz froh, als wir den Laden verließen, hatten wir die Gitarrenglotzerei ja nun hinter uns. Von wegen. Am Ende der Istiklal Street befindet sich nämlich ein Viertel, wie es in Deutschland undenkbar wäre. Ein Musikgeschäft liegt dort neben dem nächsten. Mindestens 20 habe ich gezählt. Oder waren es 200? In einem anderen Viertel Istanbuls gibt es übrigens eine absurde Aneinanderreihung von Lampengeschäften. Nachzulesen im Istanbul-Special 2005 auf dieser Homepage. Wie funktioniert so eine Koexistenz von Anbietern bei einem offensichtlichen Überangebot? In der Nähe fiel uns dann noch ein deutsch-türkischer Buchladen auf. Mit einem FEUERENGEL-Plakat im Fenster! Yeah!

Zurück zu Donald, Micky und Daisy, Gitarren holen. Vorbei an der Baugrube mit dem ordnungsgemäß abgesicherten Bagger und ab ins Studio Live. Dort wartete bereits Horst Horstmann auf uns, der mit seinem Lear Jet nachgereist war. Er konnte Freitag nicht mitfliegen, da er sich noch die Fingernägel schneiden und die Katze füttern musste. Nachdem wir 2005 etwas Pech mit dem Equipment hatten, schien dieses Mal alles in bester Ordnung. Sabine lotste uns durch den Soundcheck und irgendwann ging es in die Garderobe mit dem viel zu kleinen Fernseher und der viel zu großen Klotür.

Backstage warteten bereits die Verrückten von der türkischen Rammstein-Fan-Seite www.rammsteintr.com, die wie schon 2005 quer durch die Türkei gegurkt sind, um uns zu sehen. Es hat wieder großen Spaß gemacht, mit euch zu quatschen! Vielen Dank für euren Support! So, Kajal, Deo, frische Socken, noch ein Kippchen und ab auf die Bühne.

DAS KONZERT

Hinter der Tür war bereits das Gebrüll des Publikums zu hören. Gänsehaut. „ReiseReise“, „Feuer Frei“, Vollgas! Und, wie versprochen: „Spiel Mit Mir“. Insgesamt zwei Stunden aufs Mett. Zwischendurch haben uns die Macher von Rammsteintr.com mit einem Banner überrascht, das jetzt unseren Proberaum schmückt. Noch mal Gänsehaut. Vielen Dank dafür!!

Wieder hat es uns begeistert, dass die Meute vor der Bühne wirklich jede Textzeile mitgesungen hat. Weniger begeistert hat mich, dass der Gitarrenverstärker, den man mir zur Verfügung gestellt hatte, im Laufe des Konzertes den Geist aufgab. Immerhin: 2005 war die Möhre schon vorher Schrott. Es geht also voran. Sabine konnte es dieses Mal irgendwie richten (warum können andere Technikerimitatoren sowas eigentlich nicht?) und so kämpften wir uns durch dieses Mörder-Set, bis wir nicht mehr konnten.

Nach dem Konzert hat ein großer Teil der Leute die Bühne gestürmt, um dem Kapellmeister die Hand zu drücken oder ein Autogramm zu ergattern. Dabei musste unser Gesangstalent von zwei Bodyguards geschützt werden. Nebenbei sind Christophs Drum-Sticks auf wundersame Weise verschwunden. Später wurden sie ihm zum Signieren unter die Nase gehalten. Komisch…

Erschöpft aber glücklich hingen wir backstage noch ein wenig ab, bevor wir uns in den Schoß von Dagobert und Gustav Gans begaben.

SONNTAG

Wie kann man bloß so müde sein… Das Frühstück über den Dächern der Stadt fand heute leider im Keller statt. Vier Fahrer, vier Autos und ab zum Flughafen. Im Duty Free haben wir unsere letzten Döner, äh, Lira verjubelt und wir dachten: Equal goes it loose. Aber ne, die Sardinenbüchse hatte Verspätung. Laaaaaangweilig! „Pasta or chicken?“ Pizza, verdammt nochmal! Wieso sitzen hinter einem eigentlich grundsätzlich Leute die kotzen oder Kinder die nerven? Ich will ins Bett.

Hamburg, alle Klampfen da. Gott sei Dank. Gute Nacht.

FAZIT

Völliger Irrsinn, mal eben nach Istanbul zu jetten, in einer Stadt rumzurennen, wo man keinen Menschen versteht und wo man kein Schild lesen kann, kaum zu schlafen und mehr Geld auszugeben als reinkommt. Und: Ja, wir würden es wieder tun. Immer wieder.

Wir fühlen uns geehrt, dass wir in Istanbul zu Gast sein durften, dass wir einen großartigen Abend mit Gleichgesinnten verbringen durften und dass uns unsere Freunde von Rammsteintr.com nicht vergessen haben. Danke, danke danke! Mehr bleibt uns nicht zu sagen.

Hoffentlich bis bald!!!

Eure FEUERENGEL

(c) Farp